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Ein Rekord jagt den nächsten: Die Bob & Skeleton WM 2020 in Altenberg ist zu Ende

Athleten aus 24 Nationen versammelten sich in den vergangenen zwei Wochen zu den BMW IBSF Bob & Skeleton Weltmeisterschaften Altenberg 2020 presented by IDEAL Versicherung, um ihre Besten zu küren. Nach mehr als 1200 Fahrten und einer kumulierten Fahrtzeit von rund 18 Stunden an 13 Tagen im ENSO-Eiskanal ist klar, dass sich Teilnehmer, Macher und Zuschauer noch lange an diese WM erinnern werden, denn sie war in vielerlei Hinsicht geschichts- und rekordträchtig.

Den Anfang machten die Bobpilotinnen. 20 Jahre nach dem ersten Start eines Frauenbobs hatten die Damen in Altenberg Einmaliges zu bieten. So holte Kaillie Humphries nach zwei olympischen Goldmedaillen und zwei WM-Titeln für Kanada nun erstmals WM-Gold für die USA und ist damit die erste Bobpilotin überhaupt, die für zwei unterschiedliche Nationen eine WM-Medaille gewonnen hat. Die Zweitplatzierte Kim Kalicki aus Deutschland ist außerdem die erste Pilotin, die in der selben Saison Juniorenweltmeisterin wurde und eine WM-Medaille holte.

Einen Rekord für die Ewigkeit stellte Lokalmatador Francesco Friedrich vom BSC Sachsen Oberbärenburg auf. Auf seiner Heimbahn im Altenberger Kohlgrund gelang ihm mit seinem sechsten Zweierbob-Weltmeistertitel in Folge ein historischer Erfolg. Noch nie zuvor gelang einem Bobpiloten eine derartige Siegesserie. Satte 1,65 Sekunden Vorsprung hatte er am Ende auf seinen Teamkollegen Johannes Lochner – im Bobsport sind das Welten. Auf seinem Weg in die Geschichtsbücher pulverisierte Friedrich gleich im ersten Lauf den bisherigen Bahnrekord und verbesserte die alte Bestmarke um ganze 48 Hundertstelsekunden auf 54,00 Sekunden. Gleichzeitig stellte auch Friedrichs Anschieber Thorsten Margis mit seinem fünften Weltmeistertitel in Folge einen Rekord auf.

In Sachen Rekorde standen die Skeletonis den Bobsportlern in nichts nach: Nach 20 Jahren ohne Titel kam der Skeleton-Weltmeister wieder aus Deutschland. Der Dreifacherfolg der deutschen Skeleton Herren Christopher Grotheer, Axel Jungk und Alexander Gassner war gleich mehrfach historisch. Den letzten sogenannten „clean sweep“ schafften die Österreicher 1991 bei der Skeleton-Weltmeisterschaft in Igls, als sogar die ersten vier Ränge von Athleten der Alpenrepublik belegt wurden. Einmalig hingegen ist, dass Christopher Grotheer der erste Weltmeister überhaupt wurde, der in der WM-Saison kein einziges Weltcup Rennen bestritten hat. Seinen Startplatz verdankte er Teamkollege Felix Keisinger, der als Juniorenweltmeister einen zusätzlichen Startplatz für Deutschland sicherte. Zusätzlich garnierte Grotheer seinen Sieg mit einem neuen Bahnrekord. Er raste den ENSO-Eiskanal im zweiten Lauf in 55,86 Sekunden herunter und stach dabei seinen Teamkollegen und Bronzemedaillen-Gewinner Alexander Gassner aus, der kurz zuvor bereits eine neue Bestzeit markiert hatte. Tragischer Held in diesem Rennen war Axel Jungk, der in drei der vier WM-Läufe der Schnellste war und am Ende „nur“ die Silbermedaille holte. Zudem lagen zwischen den Rängen eins und drei lediglich fünf Hundertstelsekunden oder rund 16 Zentimeter – einer der knappsten WM-Entscheidungen aller Zeiten.

Bei den Skeleton-Damen zeigte Titelverteidigerin Tina Hermann im finalen Lauf eine famose Fahrt und stellte mit einer Zeit von 57,77 Sekunden ebenfalls einen neuen Bahnrekord auf. Sie verbesserte die alte Bestmarke ihrer Teamkollegin Jacqueline Lölling um acht Hundertstelsekunden. Dank dieser Ausnahmeleistung sicherte sie sich ihren dritten WM-Titel und ist nun Rekordweltmeisterin. Bemerkenswert waren auch die Fahrten der Russin Elena Nikitina. Sie stellte in drei von vier WM-Läufen jeweils einen neuen Startrekord auf. Insgesamt waren bei den Skeletonis eine Athletin (Janine Flock) und vier Athleten (Martins Dukurs, Tomass Dukurs, Alexander Tretiakov, Ander Mirambell) am Start, die bereits bei der letzten Bob- und Skeleton-WM in Altenberg 2008 starteten.

Erstmals in der Geschichte des Skeletonsports wurden am Sonntagvormittag Weltmeister im Mixed Team Wettbewerb gekürt. Jacqueline Lölling und Alexander Gassner setzten sich mit einem Hauch von einer Hundertstelsekunde gegen Team Kanada um Jane Channell und David Greszczyszyn durch und krönten sich zu den ersten Titelträgern der Geschichte im Mixed Team Wettbewerb.

Bei all den Rekorden durfte zum Finale auch die Formel 1 des Wintersports nicht fehlen. Nach seiner Machtdemonstration im Zweierbob knackte Francesco Friedrich im ersten Lauf der Viererbob-Konkurrenz den 24 Jahre alten Altenberger Startrekord vom Team um Christoph Langen und verbesserte die Bestmarke um drei Hundertstel auf 5,01 Sekunden. Nach einer knappen Entscheidung am letzten Tag der Weltmeisterschaft holte sich Friedrich zusammen mit seinen Anschiebern Candy Bauer, Martin Grothkopp und Alexander Schüller seinen dritten Titel in der Königsklasse des Bobsports und ist damit seit 2017 in beiden Disziplinen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ungeschlagen – ebenfalls ein neuer Rekord. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Teams von Johannes Lochner und Nico Walther, die damit den zweiten deutschen Dreifacherfolg bei den Weltmeisterschaften in Altenberg perfekt machten. Damit gingen 11 von insgesamt 18 vergebenen WM-Medaillen an Athleten aus Deutschland.

OK-Chef Jens Morgenstern „rundum zufrieden“

„Ich danke allen Geldgebern und Sponsoren, allen Sportlerinnen und Sportlern, allen Helferinnen und Helfern im Hintergrund, allen Vertretern der IBSF, allen Zuschauerinnen und Zuschauern sowie meinem Organisationsteam. Sie alle haben dieses große Fest des Sports erst möglich gemacht“, zeigte sich OK-Chef Jens Morgenstern am Sonntag hochzufrieden mit dem WM-Verlauf.

Insgesamt 25.000 Zuschauer verfolgten während der beiden Wochen die Rennen und Trainings live am ENSO-Eiskanal. Damit sowohl im Sportbetrieb als auch für die Zuschauer alles reibungslos funktionierte, waren im Hintergrund rund 500 Menschen im Einsatz, viele von ihnen ehrenamtlich – das waren u.a. Bahnarbeiter, Kampfrichter, Shuttlefahrer, Sicherheitspersonal, Reinigungskräfte und Caterer. „Viele konnten das Wettkampfgeschehen in der Bahn sogar nur über ihr Handy oder das Radio verfolgen, da sie beispielsweise das Akkreditierungsbüro am Bahnhof Altenberg besetzten oder als Parkplatzeinweiser eingeteilt waren. Dennoch war jeder Einzelne hochmotiviert und ein wichtiges Rädchen im Gesamtgefüge“, sagt Jens Morgenstern, „diesen Sportfreunden können wir nicht genug für ihren Einsatz danken!“

Rund 160 akkreditierte Journalisten aus Deutschland, Tschechien, Russland, der Schweiz und Österreich sowie die TV-Produktion des Weltverbandes IBSF sorgten dafür, dass Menschen in der ganzen Welt am Fernseher mit den Athletinnen und Athleten mitfiebern, die Rennen live im Radio verfolgen und sich über Ergebnisse sowie Hintergrundgeschichten informieren konnten.

 

JS & US / Foto: Ortwin Rill

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